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„Die WM war ein einzigartiges Erlebnis“

Nachdem Naya (vom Kanu Club Zugvogel sich im März 2022 für die Kanu Freestyle Weltmeisterschaft im K1 weibliche Jugend qualifizieren konnte, reiste sie einen Tag nach ihrer Abiturfeier an das Holme Pierrepont National Water Sports Centre nach Nottingham, um dort noch mit den anderen Mitgliedern aus dem Nationalmannschaftsteam zu trainieren, bevor die Kanu Freestyle Weltmeisterschaft mit einer großen Eröffnungsfeier gestartet wurde.

Die erste Woche war mit viel Training an der Weltmeisterschaftswalze und NationenTraining belegt. Darüber hinaus wurde die Konkurrenz eingehend begutachtet und auch noch neue Moves gelernt. Für Naya war dieses Training vorher sehr wichtig, da wir hier in Köln mit unserem Rhein keine perfekten Trainingsbedingungen haben und durch das Abitur eine Fahrt an geeignete Spotts nicht immer möglich waren.

Beim Freestyle hat Naya 45 Sekunden Zeit, in einer Walze gewisse Moves (Tricks) zu zeigen, die je nach Schwierigkeit mit Punkten hinterlegt sind. Zusatzpunkte kann man bekommen, wenn ein Trick (wie z.B. ein Loop (Vorwärtssalto)) besonders hoch ausgeführt wird. In diesem Fall bekommt man einen „Air“- Bonus, oder sogar einen „Huge“- Bonus, wenn die Ausführung noch deutlich höher ist als die Wasseroberfläche.

Wird man bei einem Move aus der Walze gespült, erhält man keine Punkte und muss innerhalb der knappen 45 Sekunden wieder gegen die Strömung in die Walze paddeln.

Es gibt drei Entry Moves, welche zwischen 30 und 80 Punkte bei der normalen Ausführung ergeben können und man muss weniger Kraft verwenden, um gegen den Strom in die Walze zu paddeln um seinen Lauf zu starten.

Beim Training in der Vorwoche schaffte es Naya, einen Entry-Move so perfekt auszuführen, dass sie ihn in ihren Lauf einbauen konnte. Darüber hinaus lernte sie noch den Space Godzilla (ein schräger Loop). In der WM-Walze perfektionierte sie ihren Loop um einen Huge- oder Air- Bonus zu erhalten und behielt sich den Felix (180° Drehung über Wasser, 180°Drehung unter Wasser) vor, der bei nicht vielen Kanuten angewendet wird, aber immerhin 40 Punkte bringt.

Dann fanden zuerst die Vorläufe der Squirt-Boote und der offenen und geschlossenen C1 statt. Im Anschluss am frühen Nachmittag war Naya die zweite Starterin in der K1 Klasse der weiblichen Jugend. Trotz dieser frühen Startposition war sie erstaunlich ruhig und konzentriert und unter den Augen der jubelnden Zuschauer in ihrem ersten Lauf 206,67 Punkte einfahren und war sichtlich zufrieden. Damit hat sie sich in einem Jahr um über 100 Punkte gesteigert. Der zweite Lauf war nicht ganz so perfekt und ergab 140 Punkte. Der Felix wurde leider von den Judges (Kampfrichtern) nicht anerkannt, dafür wurde ihr Loop mit einem Huge-Bonus bewertet.

Nach beiden Läufen war Naya mit ihrer Leistung sehr zufrieden, aber es stellte sich heraus, das die Judges im weiteren Verlauf ihre Bewertungen nicht mehr ganz so streng ausführten und den nachfolgenden Starterinnen bereitwilliger Punkte zusprachen.

In den Vorläufen werden beide Läufe addiert und die besten 10 Starterinnen dürfen im Halbfinale nochmal gegeneinander antreten.

Bis zur 18 Starterin war Naya mit ihrer Gesamtpunktzahl von 346,67 Punkten noch immer auf Platz 10 und alle Fans und Zuschauer litten mit ihr und drückten die Daumen. Leider erhielt die 19. Starterin mehr Punkte und Naya rutschte mit nur 3,33 Punkten Abstand auf den undankbaren 11. Platz. Bereits bei der Qualifikation für die Europameisterschaft in Paris im letzten Herbst unterlag sie einer Konkurrentin mit 3,33 Punkten und konnte daher nicht mit zur EM fahren. Nun sollten es wieder diese verflixten 3,33 Punkte sein, die verhinderten, dass sie ihr Können unter den Top 10 beweisen konnte. Auch der deutliche Abstand zu Platz 12 mit 56,67 Punkten konnte sie nicht aufheitern.

Doch die Erfahrungen und gezeigten Leistungen kann ihr keiner nehmen. Sie wird sich weiterhin steigern. Die Trainer der Nationalmannschaft freuen sich schon, weiter mit ihr zu arbeiten. Das nächste Ziel wird es sein, für Deutschland im nächsten Jahr in Amerika zu starten, dann nicht mehr als Juniorin, da Naya im September 18 Jahre alt wird. Bis dahin kann sie weiterhin ihre Freude am Paddeln bei den Zugvögeln ausleben und ab September auch ihren Trainerschein erhalten, den sie bereits weit vor ihrem 18. Geburtstag abgeschlossen hat.

„Der Leistungsbereich des Kanu Club Zugvogel und Naya bedanken sich für die gute Unterstützung vom Orthopädie Zentrum in Köln, vom Förderverein des Kanu Club Zugvogel und vom Kanu Club Zugvogel selbst. Ohne diese Unterstützung wäre der Sprung in die Nationalmannschaft nicht so leicht gelungen. Wir drücken Naya auf diesem Weg, der hoffentlich erst begonnen hat und noch weiter geht die Daumen, und freuen uns, wenn wir weiterhin berichten können, dass ein Zugvogel für die Nationalmannschaft startet“, sagt Trainerin Sylvia Daruwala.

„Die WM war ein einzigartiges Erlebnis. Mit  so vielen Menschen aus der ganzen Welt die gleiche Leidenschaft zu teilen, gemeinsam zu paddeln und sich auszutauschen hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich danke allen die mich dabei unterstützt haben“, so Naya Daruwala.

Text/Foto: Kanu Club Zugvogel