SportZündorf/Langel/Libur

Deutsche Meisterschaften im Kanu Freestyle – und einen Vizemeistertitel

Vom 08. bis 10. Juni 2023 wurden in Plattling in Bayern an der Isarwelle die Deutschen Meisterschaften im Kanu Freestyle ausgefahren.

Für den Kanu Club Zugvogel startete Naya Daruwala in ihrem ersten Jahr in der Wettkampfklasse der Damen. Noch im vergangenen Jahr konnte sie als Juniorin bei der WM in Nottingham teilnehmen, nun, mit 18 Jahren muss sie in der Klasse der erwachsenen Damen starten und es galt, die erste Deutsche Meisterschaft in diesem Rahmen zu bestreiten. Neben dem klassischen K1 (einem Spielboot mit Doppelpaddel) wollte Naya ihr Glück auch im umgebauten C1 versuchen. Dieses Boot hat Naya für den Kanu Club Zugvogel umgebaut. Die Sitzanlage wird entfernt und der Sportler muss auf Knien auf einem Keil sitzen und die Oberschenkel im Boot anschnallen. Die Freestyle- Moves werden dann knieend mit einem Stechpaddel mit nur einem Paddelblatt gefahren. Die Wertung und Regeln sind gleich wie beim K1. Bei diesem Bootstyp ist nur die Besonderheit, dass der Fahrer im Boot angeschnallt ist und besonders sicher fahren und rollen muss, da ein schnelles Aussteigen nur schwer möglich ist. Nachdem der Umbau erst im April fertig geworden ist, war dies der erste Wettkampf in Deutschland, bei dem Naya das C1 vor deutschem Publikum testen konnte.

Die Vorläufe fanden am Freitagmorgen bereits um 8 Uhr statt und der Wasserstand der Isar sank merklich. Dies ist an der Isarwelle für die Freestyler nicht so vorteilhaft, da zu wenig Wasser bedeutet, dass die Steine am Isargrund den Athleten immer näher kommen. Zum Glück war es noch so, dass auch Loops (Saltos) gefahren werden konnten, ohne gefährlichen Steinkontakt zu haben. Zur Sicherheit tragen natürlich alle Sportler einen Helm und eine Schwimmweste.

Leider konnte Naya in den Vorläufen nicht ihr ganzes Können abrufen und da sie die wenigsten Punkte hatte, reichte es für das Finale am Samstag nur für den 4. Qualifikationsrang, was bedeutet, dass sie im Finale als erstes starten musste. Dazu kam, dass die Konkurrenz bereits bei der Weltmeisterschaft in Nottingham einen Dritten und einen 7. Platz belegt hatte.

Ebenfalls am Freitagvormittag wurden die Vorläufe im K1 der Damen ausgefahren. Hier war das Teilnehmerfeld mit 11 Starterinnen deutlich größer und ein erklärtes Ziel war, unter die ersten 10 zu kommen, um am Nachmittag noch im einen Startplatz im Semi-Finale zu erreichen. Auch hier lief es für Naya nicht so gut, keiner ihrer sonst so hohen Loops sollte Punkte geben, dennoch schaffte sie es, im Vorlauf den 10. Platz zu erreichen, und somit auch hier im Semi-Finale auf Position eins an den Start zu müssen.

Für die junge Studentin des KCZ war es kein einfacher Tag, der Wasserstand sank, der selbst gesetzte Druck wuchs. Zum Glück gab es Beistand von den Unterstützern des Vereins und auch von den anderen Freestylern- der sportliche und freundschaftliche Umgang steht hier vor dem Konkurrenzgedanken.

Im Semi-Finale im K1 hatte jede der 10 Starterinnen 2 Läufe a 45 Sekunden. Der Lauf mit den meisten Punkten wird am Ende gewertet und entscheidet über den Einzug in das Finale. Die 5 besten Starterinnen kommen in das Finale. Naya, als erste Starterin konnte in ihrem ersten Lauf keinen Move (Trick) in der Walze platzieren, sondern wurde immer geflasht (aus der Walze gespült). In die Wertung kommt ein Move aber nur, wenn er auch in der Walze ausgeführt und gelandet wird und der Kanut es schafft, sich in der Walze zu halten. Das Ergebnis des ersten Laufs ließen die Hoffnungen schon deutlich schwinden, denn alle anderen 9 Starterinnen schafften es, bereits in ihrem ersten Lauf wertvolle Punkte zu sichern. Den zweiten Lauf startete Naya von unten aus dem Kehrwasser- wenn ein Freestyler von oben in die Walze fährt und so bereits den ersten Trick fahren kann, erhält er mindestens 30 wertvolle Punkte. Von unten in die Walze zu fahren gibt jedoch mehr Sicherheit, da man die richtige Stelle in der Walze gezielt anfahren kann, um Loops oder andere Tricks zu fahren. Naya entschied sich in diesem Lauf für die Sicherheit, auch wenn sie damit auf die Punkte aus dem Entry-Move verzichtete. Der erste Loop wollte nicht gelingen und sie wurde aus der Walze geflasht und musste sich gegen die Strömung wieder hochkämpfen- und natürlich gegen die Uhr, denn die 45 Sekunden liefen bereits. Doch sie schaffte es, in der verbleibenden Zeit wertvolle Tricks wie z.B. einen McNasty in der Walze zu platzieren und erhielt am Ende unter lautem Beifall von den Judges (Kampfrichtern) 280 Punkte für diesen Lauf. Das ist bisher ihre persönliche Bestleistung und reichte, um das Semi-Finale mit einem 4. Platz zu beenden. Starke Konkurrentinnen konnte sie hinter sich lassen und neben dem C1 Finale nun auch noch einen Platz im K1 Finale am Samstag erreichen.

Am Samstagvormittag stand als erstes das C1 Finale auf dem Programm. Wieder war der Wasserstand gesunken und die Steine am Grund der Isarwelle waren für die Athleten deutlich erkennbar. Auch hier war Naya die Nervosität wieder deutlich anzumerken- trotz der Freude vom Vortag war der sportliche Ehrgeiz zu spüren. Der erste Lauf brachte nur wenige Punkte, kein Loop in dieser ungewöhnlichen und auch anstrengenden Sitzposition wollte in den 45 Sekunden gelingen.

Doch im zweiten Lauf zeigte Naya, warum sie auch weiterhin auf Wettkämpfen starten sollte- mit aller Nervenstärke und Anstrengung präsentierte sie dem großen Publikum bei strahlendem Sonnenschein einen wunderbaren Lauf der ihr neben 100 Punkten auch den aktuell zweiten Platz einbrachten. Doch nun begann das Zittern, denn alle weiteren 3 Starterinnen hatten noch insgesamt 2 Läufe, und Naya konnte nur noch in einem Lauf versuchen, diese 100 Punkte zu toppen. In ihrem letzten Lauf konnte sie mit einem Entry-Move, den sie als einzige in dieser Klasse fuhr, wieder gute Punkte sichern, schaffte es aber nicht, die 100 Punkte des zweiten Laufs nochmal zu toppen. Aber auch die erreichten 70 Punkte aus Lauf 3 ließen sie zufrieden im Kehrwasser auf die anderen Starterinnen blicken, um zu schauen, ob sie von dem 2. Platz nach hinten gereicht werden würde. Doch sie hatte Glück, keine andere Starterin konnte in den verbleibenden Läufen diese 100 Punkte toppen und so durfte sich Naya über die Deutsche Vizemeisterschaft im C1 der Damen freuen.

Mit diesem unerwarteten Titel konnte das ebenso unerwartete Finale für die junge Sportlerin im K1 der Damen am Nachmittag gestartet werden. Jetzt galt es nochmal alle Kraftreserven zu mobilisieren, denn bei den Rotationen müssen die Athleten ihr Boot und auch sich selbst durch die Luft und aus dem Wasser oder durch das Wasser bewegen. Diesmal war der erste Lauf von Naya recht solide, aber an die Punkte aus dem Semi-Finale kam sie nicht mehr heran. Auch die weiteren Läufe zeigten, dass die Durchgänge zuvor bereits viel Kraft gekostet haben. Am Ende konnte Naya zwar ihren 4.Platz aus dem Semi-Finale nicht verteidigen, freute sich dennoch, bei ihrer ersten deutschen Meisterschaft der Damen im K1 den 5.Platz zu erreichen.

Da die Meisterschaft gleichzeitig der erste Euro Cup 2023 ist, sind diese Platzierungen für die Sportlerin des KCZ aus Köln wichtige Punkte für die Gesamtwertung. Voller Spannung erwarten wir die nächsten Wettkämpfe in Prag und Milau, die ebenfalls zum Euro Cup gehören, und auf die ​Weltmeisterschaft im Oktober in Columbus, wo neben Naya Daruwala auch noch Esta Fullmann für den KCZ starten wird.

Text/Foto: Sylvia Daruwala