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Auf zur zweiten Tour

Wolfgang Winterscheid und sein Team fahren erneut zur Ukrainischen Grenze

„Ich kann nicht die ganze Welt retten“, sagt Wolfgang Winterscheid. Obwohl er es wohl tun würde, wenn er könnte. Als die ersten Bilder von Krieg und flüchtenden Menschen das Internet und das Fernsehen fluteten, begann er sofort mit der Organisation einer ersten Hilfsaktion. Und Hilfe kam von allen Seiten.

Eine Mutter mit ihren Zwilingen, ein Frau und eine Waise sind in einem Hotel untergebracht und warten auf Wolfgang Winterscheid an der Grenze. Kontakt besteht via Internet.

Nun geht es zum zweiten Mal zu einem Flüchtlingslager nach Polen, das an der ukrainischen Grenze liegt. Der große Kofferraum des Reisebusses, den wiederum das Reisebusunternehmer Jürgen Weinzierl zur Verfügung stellt, ist vollgepackt. „Wir müssen alles genau deklarieren, die Pakete durchnummerieren und Listen erstellen, was genau wo drin ist“, das ist viel Arbeit für die freiwilligen Helfer. Man habe wohl Angst, dass irgendjemand Geld mit den Hilfsmitteln macht.

So ganz unberechtigt sind die Bedenken der offiziellen Stellen wohl nicht. Denn, wo es Geld abzugreifen gibt, finden sich wohl immer skrupellose Menschen, die die Not anderer ausnutzen. Für die, die einfach nur in ihrer Freizeit helfen wollen, bedeutet es mehr Arbeit, denn das Ganze muss ja auch noch mehrsprachig deklariert werden.

Auf der Rückreise wird der Bus voll mit Ukrainerinnen und Kindern sein, die den Kriegsschauplatz verlassen, meist ihre Männer, Väter, Söhne und Brüder zurücklassen müssen.

Warme Decken und Kissen machen den Bus gemütlich.

Den Bus haben einige Helferinnen sehr gemütlich eingerichtet. In den Sitzreihen liegen Decken, Kissen und Stofftiere. Denn die, die bereits bei der ersten Tour dabei waren, wissen, wie angespannt, durchgefroren und kaputt die Flüchtlinge sind. Sie haben fast alle einen Horrortrip hinter sich. „Da wollen wir es ihnen im Bus gemütlich machen“, sagt Wolfgang Winterscheid, während Bernd Diegel Schilder in die Scheiben des Reisebusses hängt. Die Schilder weisen den Bus als Hilfstransport aus.

Bernd Diegel ist ein Organisationstalent. Ohne Smartphone läuft gar nichts. Fotos: Robels

„Ohne Bernd ginge das hier alles nicht“, betont Wolfgang Winterscheid. Winterscheid ist KVB-Busfahrer und Besitzer der Urbacher Gaststätte „Treffpunkt“, die wieder zum Helfer-Treffpunkt geworden ist. Bernd Diegel ist pensionierter Polizeihauptkommissar und leitete bis 2020 die Porzer Polizeiwache und laut Winterscheid ein großes Organisationstalent. Viel zu talentiert und zu fit für den Ruhestand. Er wird die Fahrt auch dieses Mal begleiten. Außerdem sind insgesamt drei Busfahrer, ein Ortskundiger und zwei Frauen, die ukrainisch bzw. russisch besprechen im Bus. „Ohne die Frauen, würde keine Ukrainerin in den Bus einsteigen“, weiß Wolfgang Winterscheid. Es gibt eben nicht nur Helfer unter den Helfern.

Für das „Treffpunkt-Team“ wird es die letzte Tour sein. – Wahrscheinlich zumindest.